Erfundene Siegel, die auf Greenwashing Produkten zu finden sind und den Käufer*innen Nachhaltigkeit vortäuschen

Greenwashing – gezielte Täuschung der Verbraucher*innen?

Wie wichtig ist es dir, beim Einkaufen von Lebensmitteln, Kleidung, Kosmetik o.Ä. auf Nachhaltigkeit zu achten? Wahrscheinlich sehr wichtig. So geht es laut verschiedener Verbraucherstudien der Mehrheit in Deutschland. Einige informieren sich aktiv über die Nachhaltigkeit von Konsumgütern, die meisten jedoch möchten es eher einfach haben und kaufen somit das ein, von dem sie im Supermarkt schnell denken, dass es nachhaltig sei. An dieser Stelle beginnt die Problematik. Immer mehr Unternehmen setzen scheinbar auf Nachhaltigkeit, da sie wissen, das kommt bei den Konsument*innen gut an. Viele sind allerdings alles andere als nachhaltig, sie betreiben nur Greenwashing und geben sich so als umweltfreundlicher aus, als sie es tatsächlich sind. Was genau ist aber Greenwashing und viel wichtiger, wie können wir uns davor schützen?

Greenwashing: Werden wir beim Kaufen andauernd angelogen?

Laut Duden ist „Greenwashing“ der „Versuch (von Firmen, Institutionen), sich durch Geldspenden für ökologische Projekte, PR-Maßnahmen o. Ä. als besonders umweltbewusst und umweltfreundlich darzustellen“. Das heißt, dass Unternehmen den Verbraucher*innen gezielt ökologisches Handeln vorgaukeln und diese in die Irre führen. Allerdings gilt es zu entscheiden, wie drastisch die „Lüge“ ist.1

So ist das Greenwashing vieler Unternehmen häufig nicht einmal eine Falschaussage, sondern eine Desinformation. Beispielsweise bewerben sie eines ihrer Produkte als nachhaltig, was durchaus der Wahrheit entsprechen kann. Problematisch wird es allerdings dadurch, dass die gezielten PR-Maßnahmen das eigentliche Hauptgeschäft der Unternehmen, das meist eben nicht nachhaltig ist, verschleiert bzw. in den Schatten stellt. Firmen „lügen“ oftmals also gar nicht, sondern heben die Vorzüge eines einzigen nachhaltigen Produktes so sehr hervor, dass alles andere in den Hintergrund gerückt wird.2
Eine weitere Form des Greenwashings wird vor allem durch Visualisierungen betrieben. Durch „grüne“ Bildchen und Symbole erwecken Produkte auf Verbraucher*innen, die sich nicht unbedingt selbst mit diesem Thema beschäftigen, den Anschein, nachhaltig zu sein. Ist auf einer Eierpackung beispielsweise ein Huhn auf einer grünen Wiese abgebildet, werden Konsument*innen dazu verleitet diese als nachhaltiges Bio-Produkt zu bewerten.3
Die schwerwiegenderen Formen des visuellen Greenwashings sind aber vor allem eigene, erfundene Stempel und Siegel. Setzt man ein grünes Logo mit bestimmten „Eyecatcher-Begriffen“ wie „fair“ oder „klimafreundlich“ auf ein Produkt, verführt auch das viele Menschen dazu, dieses sofort als nachhaltig anzuerkennen.4 An dieser Stelle kann man dann tatsächlich von Falschaussagen statt Desinformationen sprechen. Nicht ganz unbeteiligt daran ist allerdings das Bundesministerium für Verbraucherschutz, hier könnte die Verwendung von erfundenen Siegeln und Zertifikaten durch einfache Maßnahmen verhindert werden. Zum einen wird nicht ausreichend über tatsächlich anerkannte Siegel informiert, zum anderen fehlt eine rechtlich bindende Definition von Begriffen wie z.B. „regional“ oder „klimafreundlich“. Es ist einfach nicht klar, wo die Begrifflichkeiten anfangen und wo sie aufhören. Ein regionales Produkt kann demnach für den einen bedeuten, dass es tatsächlich aus der eigenen Stadt bzw. dem Land im Umkreis kommt, für andere ist es ein Produkt aus Deutschland.5

Das große Problem an der ganzen Sache ist, dass sich Greenwashing Produkte häufig sehr schwer von tatsächlich nachhaltigen und fair produzierten Produkten unterscheiden lassen. Oftmals werden nämlich aus Vertrauensgründen wirklich nachhaltige Produkte und Unternehmen zu Unrecht hinterfragt oder verurteilt. Denn genauso schnell man Konsument*innen von „grüner“ Ware überzeugen kann, können diese auch das Vertrauen in Unternehmen verlieren.

Warum ist Greenwashing genau jetzt ein Thema?

Greenwashing ist eigentlich schon längst ein großes Thema und zum Glück gibt es mittlerweile viele Artikel und Blogs, die darüber aufklären und davor warnen. Präsent ist das Thema gerade wieder geworden, da Ermittlungen gegen die Fondsgesellschaft DWS, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, laufen. Diese soll nämlich Etikettenschwindel bei „grünen Investments“ betrieben haben.6 Greenwashing ist demnach nicht nur ein Thema in der Lebensmittel-, Mode-, oder Kosmetikindustrie, sondern wird fast überall betrieben, wo Menschen oder auch Unternehmen etwas kaufen können.

Mehr zum vermeintlichen Etikettenschwindel der DWS findest du unter: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/nachhaltige-gruene-geldanlage-greenwashing-sec-dws-deutsche-bank-vorwurf-ermittlungen-101.html

Was kann man tun, um nicht auf „grüne Behauptungen“ reinzufallen?
Das allerwichtigste, um Greenwashing entgegenzuwirken ist sich zu informieren und aufmerksam bei der Produktwahl zu sein. Recherche und kritisches Hinterfragen von z.B. Werbekampagnen sind der erste Schritt, um nicht auf die trügerischen Versuche von Unternehmen reinzufallen. Dabei hilft es vor allem auf eine langfristige Strategie zu achten. Eins ist nämlich nicht zu verwechseln, wirbt ein bisher weniger nachhaltiges Unternehmen mit einem neuen, nachhaltigen Produkt und gibt aber gleichzeitig offen zu, dass es sich bei ihrem nachhaltigen Handeln tatsächlich (bisher) nur um dieses eine Produkt dreht, dann ist das nicht sofort Greenwashing. Es gibt natürlich auch noch „ehrliche“ Unternehmen die wirklich einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit machen und dieses Ziel langfristig verfolgen. Es gilt also Vorsicht, aber nicht frühzeitiges Verteufeln. Außerdem sollte man sich nicht nur Gedanken über den Inhalt eines Produktes machen, sondern auch über seine Herkunft und Produktion. Nachhaltigkeit bedeutet nämlich auch z.B. faire Entlohnung von Arbeiter*innen.

Unterstützend zur eigenen Recherche sollten aber vor allem Verbraucherorganisationen, wie beispielsweise die Verbraucherzentrale oder Stiftung Warentest, für bessere Aufklärung sorgen. Offizielle Siegel müssen besser erkennbar gemacht werden und vor allem in der Anzahl reduziert werden. Bei so vielen Siegeln und Zertifikaten lässt sich häufig nicht so leicht erkennen, welche vertrauenswürdig sind.7

Letztendlich ist es unser aller Verantwortung darauf zu achten, dass wir nachhaltiger produzieren und konsumieren. Nimm dir also vielleicht bei deinem nächsten Einkauf vor, explizit darauf zu achten, woher die Ware kommt und was darin steckt. Oder setze beim Kauf deines nächsten Kleidungsstückes einfach mal nicht auf die günstigen Fast Fashion Klassiker sondern unterstütze ein kleines, nachhaltiges Modelabel.

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(1) https://www.duden.de/rechtschreibung/Greenwashing
(2) https://www.greenality.de/blog/greenwashing/
(3) https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/darum-ist-greenwashing-ein-problem/
(4) https://nachhaltige-deals.de/nachhaltiger-leben/greenwashing-beispiele/
(5) https://umweltmission.de/wissen/greenwashing/
(6) https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/nachhaltige-gruene-geldanlage-greenwashing-sec-dws-deutsche-bank-vorwurf-ermittlungen-101.html
(7) https://www.oekotest.de/kosmetik-wellness/Echte-Naturkosmetik-erkennen-So-schuetzen-Sie-sich-vor-Greenwashing_10795_1.html

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  • Marie Klaehn

    Marie war Werkstudentin und somit für über ein Jahr Teil des Projektteams von PRIO1. Als sie von der freien Stelle erfuhr, war ihr sofort klar, dass sie bei diesem Projekt unterstützend mitwirken möchte. Marie ist der Meinung, dass sich gerade junge Menschen wie sie für den Klimaschutz einsetzen sollten. Die jüngeren Generationen sind schließlich diejenigen, die ansonsten mit den Folgen des Klimawandels leben müssten. Sie glaubt, dass wir jetzt die Weichen für unsere Zukunft stellen sollten und das gemeinsam am besten funktionieren wird.

    Wissenschaftlerin mit Weltkugel in Reagenzglas

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