Sicher wissen die meisten, dass wir hier in Deutschland in einem Überfluss an Nahrung leben, der im Vergleich zu anderen Ländern unvorstellbar ist und von dem viele Menschen nur träumen können. Es ist auch bekannt, dass viele Lebensmittel weggeschmissen werden, die eigentlich noch essbar sind. Aber wie hoch ist die Lebensmittelverschwendung in unserem Land tatsächlich? Gibt es schon politische Maßnahmen, um dagegen vorzugehen? Und wie sieht es eigentlich in den anderen Staaten der Welt aus? Um diese Fragen soll es in dem heutigen Beitrag gehen.
In Deutschland landen entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette schockierender Weise jährlich rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Das Ausmaß der Verschwendung ist verheerend. Nicht allein angesichts der Tatsache, dass weltweit mehr als 800 Millionen Menschen hungern – sondern ganz konkret verbraucht die Erzeugung von Lebensmitteln auch Ressourcen wie Wasser, Boden und Energie und ist immer mit Emissionen von Treibhausgasen verbunden. Wird zu viel Nahrung produziert und dann weggeschmissen, werden diese Emissionen unnötig ausgestoßen und die Umwelt belastet.
Wie kommt es zu Lebensmittelverschwendung?
Die hohe Zahl an verschwendeten Lebensmitteln kommt zustande, weil nicht nur ein einzelner Faktor der Lebensmittelversorgungskette (also alle Stationen von den Erzeuger*innen bis zu den Konsument*innen) dafür verantwortlich ist, sondern bei jeder Station, die die Lebensmittel auf dem Weg in die Küche von Privatpersonen durchlaufen, einige Prozent verloren gehen.
- In der Landwirtschaft, bei der Ernte bzw. Schlachtung, entstehen 12 % der Abfälle, zum Beispiel beim Lagern, Sortieren oder Transportieren.
- Bei der Verarbeitung fallen 18 % ab, zum Beispiel durch fehlerhafte oder beschädigte Verpackungen.
- Im Handel kommt es zu 4 % der Verschwendung, bei zu großen Bestellungen, die nicht vollständig verkauft werden.
- In der Gastronomie entstehen 14 % Lebensmittelabfälle durch übrig gebliebenes Essen.
- Privathaushalte sind schließlich für 52 %, also mehr als der Hälfte der gesamten Lebensmittelverschwendung verantwortlich – pro Person sind das 75 Kg im Jahr!
Statistisch landen bei Privatpersonen am häufigsten Obst und Gemüse im Müll, gefolgt von zubereitetem Essen und Brot und Backwaren.
Lösungsansätze
Im Rahmen der Agenda 2030 von den vereinten Nationen hat sich die Bundesregierung im Jahr 2019 tatsächlich verpflichtet, die Lebensmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels -und Verbraucherebene zu halbieren und die Nahrungsmittelverluste, die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehen (einschließlich der Nachernteverluste) sollen verringert werden. Dafür orientiert man sich an der nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung, vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
Die Ziele sind ambitioniert und können nur gesamtgesellschaftlich gelöst werden. Daher hat sich das Bund-Länder-Gremium zusammengeschlossen um den Umsetzungsprozess der Strategie gegen Lebensmittelverschwendung zu belgeiten, zu kontrollieren und zu evaluieren.
Wie sieht es in den anderen Staaten aus?
Die Verschwendung im weltweiten direkten Vergleich zu erfassen, ist aufgrund der Komplexität des Themas nicht einfach. Schätzungsweise geht man davon aus, dass weltweit jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeschmissen werden.
Eine Studie aus dem Jahr 2013, die sich besonders auf die Auswirkung von Lebensmittelverschwendung auf das Klima, Umwelt und Wasserverbrauch fokussiert hat, ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es global gesehen gewisse Hotspots der Lebensmittelverschwendung gibt, an denen diese besonders hoch ist und starke Auswirkungen auf Umwelt und Klima haben.
Die Studie nennt die Verschwendung von Getreide, insbesondere von Reis, im asiatischen Raum als schwerwiegendes Problem, weil bei dem Anbau Methan – Emissionen entstehen, die nicht zu unterschätzen sind.
Ein weiteres Beispiel in der Studie ist Latein Amerika, das neben den Ländern der EU mit hohem Einkommen maßgeblich zur Produktion von Fleisch beiträgt und 13 % der weltweiten Verschwendung von Fleisch verantwortlich ist.
Was kann ich selbst dagegen tun?
Es gibt einige einfache Angewohnheiten, die sich jede*r für zuhause aneignen kann, um die Lebensmittelverschwendung zumindest als verbrauchende Privatperson am Ende der Lieferkette zu reduzieren. Dazu gehören:
- Gut planen
Es macht Sinn direkt vor dem Einkauf schon einen Überblick über deine Vorräte zu verschaffen.
Plane im Voraus was du diese Woche essen möchtest und schreibe die Zutaten und wieviel du von was brauchst, auf einen Einkaufszettel. So vermeidest du es im Supermarkt zu viele Lebensmittel zu kaufen, die am Ende schlecht werden. - Richtig lagern
Durch das richtige Lagern verlängerst du die Genießbarkeit deiner Lebensmittel. Dabei ist zu beachten, dass sich nicht alles im Kühlschrank gleich gut hält – tropische Südfrüchte solltest du zum Beispiel immer außerhalb aufbewahren, genau wie alle Obst- und Gemüsesorten mit hohem Wassergehalt (Tomaten, Wassermelone). Der Kühlschrank hat unterschiedliche Temperaturzonen – nach oben hin wird es immer wärmer. Deshalb solltest du leicht verderbliche Lebensmittel wie Milchprodukte im untersten Fach lagern.
Wenn du neu eingekauft hast, schiebe die älteren Lebensmitteln nach vorne und die neuen nach hinten, damit die älteren zuerst aufgebraucht werden.
Achte außerdem darauf, dass dein Kühlschrank sauber ist, um die Verbreitung von Bakterien und Keimen einzudämmen. Es hilft ihn regelmäßig mit Wasser und etwas Essigessenz auszuwischen.
- Haltbar machen
Es gibt viele Möglichkeiten: Einfrieren, Einkochen, Einmachen, Fermentieren und Trocknen. So werden deine Lebensmittel bis zu einem Jahr haltbar.
Online gibt es gute Anleitungen und Rezepte, die dir dabei helfen etwas haltbar zu machen, wenn du es im Überschuss dahast.
Hier einige Anregungen:
https://utopia.de/ratgeber/lebensmittel-konservieren-methoden/
https://www.gofeminin.de/kochen-backen/lebensmittel-haltbar-machen-s4010142.html
- Reste verwerten
Die angefangene Dose Mais, das halbe Weißbrot und Nudeln vom Vortag? Manchmal kommt es dir unmöglich vor deine übrig gebliebenen Lebensmittel schmackhaft zu kombinieren.
Hier ist ein bisschen Kreativität gefragt, aber oft lässt sich selbst aus den unterschiedlichsten Resten noch eine wunderbare Mahlzeit zaubern. Mit etwas Erfahrung und Übung dabei, wird es dir auch zunehmend leichter fallen. Allerdings gibt es dafür auch hilfreiche Ideen und Anregungen im Internet – Informationen dazu gibt es in unserem nächsten Blogbeitrag! - Lebensmittel retten
Natürlich gibt es auch Möglichkeiten sich für die Rettung von Lebensmitteln im Einzelhandel zu engagieren, oder dafür, dass die Lebensmittelverschwendung schon vor dem Endverbrauch reduziert wird.
Auch hierzu wird es in den kommenden Wochen einen spannenden Beitrag geben
Quellen
https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/strategie-lebensmittelverschwendung.html
https://www.zugutfuerdietonne.de/
https://www.welthungerhilfe.de/
https://www.careelite.de/lebensmittelverschwendung-statistiken-zahlen-fakten
https://www.ifco.com/
https://www.fao.org/
https://pixabay.com/